Ein Beispiel, wie sich ein schwieriges politisches Thema wie Asylpolitik besser an die Leute bringen lässt.
Die Forderungen sind eindeutig: Es darf keine Abschiebungen nach Afghanistan geben, weil das Leben jedes Menschen, der gezwungen wird dorthin auszureisen, extrem gefährdet ist. Das Beispiel des Künstlers Pouya hat uns in den letzten Wochen aufgeschreckt. Es geht aber auch um viele andere Schicksale unserer afghanischen Freunde. Zusammen mit über 500 Demonstrant*innen hat der Augsburger Flüchtlingsrat bei seiner fünften Demo innerhalb weniger Wochen bekräftigt, dass er nicht locker lassen will. Am vergangenen Samstag stand die Kundgebung ganz im Zeichen des Valentinstages, der als »Tag der Liebenden« regelmäßig am 14. Februar der Blumen- und Süßwarenindustrie eine Umsatzsteigerung beschert. Der Flüchtlingsrat setzte jedoch nicht auf Gekauftes, sondern auf »Do it Yourself«. In unermüdlicher Feierabendtätigkeit haben wir in Häkelgruppen aus Göggingen, Pfersee und dem Antonsviertel über 1000 rote Herzen hergestellt, um sie bei der Kundgebung zu verteilen. Die Anziehungskraft von Give-Aways ist ja allgemein bekannt. Diese Herzen waren ein Renner! Ich habe es beobachtet – die fleißigen Helfer*innen, die sie darreichten, ernteten durchweg ein Lächeln und die meisten Beschenkten wollten sogleich spenden. Man kam schnell ins Gespräch. Eine dazu gereichte Postkarte mit zentralen Botschaften stellte den Zusammenhang zu dem Anliegen der Straßenaktion her.
Warum dieser Aufwand? Wer schon einmal auf der Straße versucht hat, Infomaterial an Passant*innen loszuwerden, weiß, wie anstrengend und frustrierend das sein kann. Die Leute blicken an einem vorbei, sie wollen nicht aufgehalten werden. Sie strahlen eine Haltung aus, die uns sagt: »Sprich mich nicht an!«. Wir selbst haben zuweilen auch schon so reagiert. Für unsere afghanischen Freunde ist die Hürde, das Infomaterial bei den Demos an den Mann oder die Frau zu bringen noch höher. Klar, das hat mit negativen Erfahrungen in der Öffentlichkeit zu tun und mit der Angst, sprachlich zu versagen. Die Herzen und die einfachen Botschaften machten es ihnen leichter. Man muss nicht gleich glauben, dass ein geschenktes Herz gleich das Herz der Beschenkten für das Asylthema öffnet. Eine Chance liegt aber schon darin!