Autor: susannethoma

  • Augsburger Zukunftspreis für VOLLDABEI

    Augsburger Zukunftspreis für VOLLDABEI

    Unsere Initiative hat den Zukunftspreis 2016 der Stadt Augsburg erhalten. Hermann Stuhler von Nachhaltigkeitsbeirat und dem Bündnis für Augsburg begründetet: »Das Ehepaar Thoma zeigt mit den künstlerischen und praktisch-handwerklichen Aktionen auf vorbildliche und exemplarische Weise, wie persönliches Engagement in Form von eigeninitiativ gestaltetem Handeln, oft auch unter Umgehung bürokratischer Hürden, für andere als Modell und somit geradezu ansteckend wirken kann. Für die eigentlich Betroffenen sind sie aber in vielfacher Hinsicht hilfreich, lebensbereichernd und wertvoll.«

    Unser Beitrag zum Handlungsprogramm Nachhaltigkeit der Stadt Augsburg sieht so aus:

    • Ökologische Zukunftsfähigkeit » A2. Energie- und Materialeffizienz verbessern » Ziel 2: Kreislaufprozesse und Wiederverwertung stärken
    • Soziale Zukunftsfähigkeit » B4. Allen die Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen » Ziel 1: Diskriminierung und Barrieren in allen Lebensbereichen erkennen und abbauen
    • Soziale Zukunftsfähigkeit » B5. Sozialen Ausgleich schaffen » Ziel 2: Menschen in besonderen Lebenslagen unterstützen
    • Kulturelle Zukunftsfähigkeit » D3. Vielfalt leben » Ziel 4: Kultur des Friedens und das Miteinander der Religionen weiterentwickeln
    • Kulturelle Zukunftsfähigkeit » D5. Kunst und Kultur wertschätzen » Ziel 2: Kunst, Kultur und Geschichte Raum geben

     

  • Brauen und Bierschenken in der Augsburger Bäckergasse

    Brauen und Bierschenken in der Augsburger Bäckergasse

    Ausgerechnet Bäcker waren seit dem Mittelalter die besten Brauer. Es lag an der Hefe. Spannende Geschichten waren bei einer Führung der Friedrich-Naumann-Stiftung zu hören. |

    Bier galt als wichtiges Lebensmittel und war bis ins 19. Jahrhundert hinein Hauptbestandteil der Nahrung. »Cervisiam bibat – Man trinke Bier«, sagte schon die heilkundige Hildegard von Bingen, die im 12. Jahrhundert lebte. Sie schrieb dem Bier eine muthebende und beruhigende Wirkung zu. Aufgrund der unzureichenden Hygiene war Bier gegenüber Wasser meist ein sicheres Lebensmittel und zudem ein wichtiger Energielieferant. Bier braucht Hefe zum Gären und in der Luft der Backstuben waren reichlich Hefesporen für eine kräftige Gärung zu finden. Für das Handwerk galt deshalb, »heute back‘ ich, morgen brau‘ ich!« Aber der Verlauf der Gärung war häufig ein Zufallsprodukt. Oftmals verdarben die wilden Hefen das Bier und es entstand ein ungenießbares Produkt. Dann waren »Hopfen und Malz verloren«, wie es im Sprichwort überliefert ist. Es gibt obergärige und untergärige Bierhefen. Die einen brauchen 15 bis 25° C zum Vergären, die anderen 5 bis 10° C. Während die Hefe bei den obergärigen Bieren im Verlauf des Gärprozesses an die Oberfläche des Jungbieres im Gärgefäß aufsteigen, setzen sie sich beim untergärigen Bier am Ende der Gärung auf dem Gefäßboden ab.

    Noch heute sind in der Augsburger Bäckergasse zahlreiche Backstuben und Biergastätten zu finden. Im 17. Jahrhundert hatte beinahe jedes Haus mit der Back- oder Brauzunft zu tun. Geschichts- und Politikwissenschaftler Frank Schillinger, der zusammen mit der Historikerin und Pädagogin Monika Müller die Stadtführung durch Augsburg Biergeschichte leitete, zählte auf, was sich ab der Frühen Neuzeit in der Bäckergasse tat. Brauhäuser oder Bierschenken hatten illustre Namen wie »Zum Güterwagen«, »Zum Goldenen Krebs, »Zum Gelben Lamm«, »Zum Roten Ochsen«, »Zur Sonne« und »Zum Grünen Baum«. In der Hausnummer 17 befand sich ab 1801 der Vorläufer von Hasenbräu. Weil das Anwesen später zum Brauen nicht mehr ausreichte, wurde es 1900 auf das Gelände des ehemaligen Kapuzinerklosters zwischen der Kaiserstraße (später Konrad-Adenauer-Allee) und der Armenhausgasse verlegt. Das Stammhaus in der Bäckergasse wurde 1902 zur Gaststätte »Zur alten Hasenbrauerei«. Heute befindet sich Hasenbräu in der Kälberhalle auf dem Gelände im alten Schlacht- und Viehhof Augsburg.

    Die Gäststätten »Sackpfeife« und »Anapam« in den Häusern 18 und 23 zählen ebenfalls zu den damaligen Brauanwesen mit »Braugerechtigkeit«. Diese umfasste das Mälzen, Brauen, Schroten und Schenken des Bieres. Das Braurecht gehörte im Mittelalter zu den Vorrechten der Grund- oder Landesherrschaft. Es war an ein Grundstück oder ein Haus gebunden. Bereits 1156 ist im Augsburger Stadrecht das Brauen von Bier als Gewerbe zugelassen. Diese Brauerordnung gilt als die älteste in Deutschland.

    Veröffentlicht bei a3kultur.

  • Frisches Gemüse direkt vor der Haustür

    Frisches Gemüse direkt vor der Haustür

    Das Rosenbeet neben unserem Haus war völlig verwuchert. Die Bewohner schenkten ihm kaum Beachtung. Das hat sich nun geändert. Nachdem wir alles umgegraben und gejätet haben, sind auf der neu aktivierten Fläche Grünkohl, Ewiger Kohl, Liebstöckl, Rote Melde, Topinambur, Minze und so manches andere Kraut angepflanzt. Das meiste lässt sich auch noch in diesem Jahr ernten. Darum gruppieren sich drei Johannisbeersträucher, eine Haselnuss und ein Apfelbaum. Sie sind schon vor Jahren von der Hausverwaltung gepflanzt worden und wurden von uns immer beerntet. Zusammen mit dem neuen Gemüsebeet und einem selbst gebauten Kompost aus Holzpaletten ist daraus ein anschauliches Ensembel entstanden.

    Der Garten lädt zum Verweilen und Mitmachen ein. Die Kinder haben sich mit Eifer am Graben und Pflanzen beteiligt und kommen der Natur näher. Die Nachbarschaft trifft sich immer wieder zu einem Ratsch an der neuen Anlage. Der Anfang ist gemacht. Im nächsten Frühjahr werden wir Hochbeete angelegen. Studien zeigen, dass Gemeinschaftsgärten die Lebensqualität in einem Quartier steigern. Es hat schon gewirkt.

  • Handwerken und Kochen mit Flüchtlingen

    Handwerken und Kochen mit Flüchtlingen

    Im Rahmen der Initiative VOLLDABEI haben wir auch 2016 zahlreiche Workshops und Projekttage an verschiedenen Orten durchgeführt. Die Bilder sprechen für sich. Wir hatten wie immer ausgesprochen viel Spaß.

  • Soziale Plastik der Religionen

    Soziale Plastik der Religionen

    Reinhard Gupfinger aus Linz erreicht mit seiner Medienkunst das Außergewöhnliche: Muslimische und christliche Glaubensgemeinschaften bilden eine soziale Skulptur. Ich habe den Künstler und das Projekt in meinen Funktionen als a3kultur-Redakteurin und Mitglied des Trägervereins Hoher Weg e.V. begleitet.

    Wir feiern das Hohe Friedensfest in Augsburg jedes Jahr als Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Vielfalt in dieser Stadt. Die Gleichberechtigung der Religionen ist dabei von besonderer Bedeutung. Der »Silent Event« des Medienkünstlers Reinhard Gupfinger, der gestern im Kulturhaus Abraxas statt fand, war ein wesentlicher Beitrag, um diesem hohen Gut ein Stück näher zu kommen. Islamische und christliche Glaubensgemeinschaften waren für ein paar Stunden in sehr gleichberechtigter Form präsent. Über 60 Menschen hatten sich versammelt, um die »Sounds des Friedens« zu hören: Sunniten von der Kammgarnmoschee mit ihrem Imam Faruk Aydin, Aleviten mit dem Vorsitzenden Orhan Aykac, Sufisten der Ussaki-Gemeinschaft mit dem Vorstand Ali Schmidt, Christen der Church of Pentecost mit dem Prediger Osahene Boateng sowie Protestanten und Katholiken. Wie war das möglich?

    Reinhard Gupfinger hat zuvor in neun Glaubenseinrichtungen hochwertige Tonaufnahmen von Gebeten, Konzerten, Messen und Zeremonien gemacht, daraus jeweils acht Minuten extrahiert und jeden einzelnen «Sound des Friedens« auf eine Schallplatte pressen lassen.

    1. Bodaisan Shoboji – Zen-Buddhismus
    2. Mariendom – Katholisch
    3. Ussaki-Gemeinschaft – Muslime/Sufismus
    4. Selimiye Moschee – Muslime/Sunnitisch
    5. St. Anna – Protestantisch
    6. Church of Pentecost – Freikirchlich/Christlich
    7. Alevitische Gemeinde – Muslime
    8. St. Gallus – Katholisch
    9. Jüdische Gemeinde

    Diese Unikate hat er bei seiner »Silent Disco« nach dem Zufallsprinzip aufgelegt. »Silent« heißt das Format deshalb, weil alle Gäste Kopfhörer tragen. Ganz individuell konnten die Zuhörer*innen den Klängen des Friedens lauschen und dabei zwischen drei verschiedenen Wiedergabekanälen auswählen. Diese ungewöhnliche Art der Begegnung erzeugte zu Beginn zunächst etwas Unsicherheit, dann Erstaunen und später ein beträchtliches Maß an Faszination. Ganz selbstbewusst können der Künstler und auch die Initiatoren des Artist-in-Resicence-Projektes »Welcome in der Friedensstadt« behaupten: Es ist gelungen, auf neutralem Boden – dem Boden der Kunst – sich zu treffen und zusammen eine soziale Plastik zu bilden, die sehr viel mit Frieden zu tun hat.

    Weitere Details zu dem Projekt unter www.welcome-in-der-friedensstadt.de.

    Veröffentlicht bei a3kultur.

  • Kein langweiliger Nachmittag mit Rockford

    Kein langweiliger Nachmittag mit Rockford

    Lieber zuviel als zuwenig! Alfred Hilsberg hat 1980 sein Label Zickzack gegründet und vielen damals unbekannten und verrückten Bands eine Chance gegeben. Über sein Leben und seine Musik ist am 6. August ab 21 Uhr im Höhmannhaus mehr zu erfahren. Einige seiner Künstler*innen gehören heute zur etablierten Kunstszene: Einstürzende Neubauten, Freiwillige Selbstkontrolle, Wirtschaftswunder, Abwärts und viele andere. Auf kleinen Bühnen wie dem Berliner Tempodrom haben sie begonnen. Das Publikum, zu dem auch ich gehörte, bestand manchmal nur aus einer handvoll Leute. Und plötzlich gab es Platten von ihnen zu kaufen. Eine beträchtliche Zahl der Scheiben aus dem Zickzack-Label steht noch heute in meinem Regal. So auch Knarf Rellöm, Musiker aus Hamburg, mit einem seiner Songs »Langweiliger Nachmittag für Rockford» mit der Stimme von Hilsberg von seinem What´s So Funny About-Album »Fehler Is King«. Wäre Pop- und Punk-Deutschland ohne den Hamburger Hochschuldozenten Hilsberger eine »Echo«-Wüste? Christof Meueler hat jetzt die Biografie veröffentlicht: »Das Zickzack-Prinzip«. Der Berliner Journalist liest und diskutiert in Augsburg am 6.8.2016 mit der Berliner Autorin Kerstin Grether, die mit ihrer Band Doctorella bei Zickzack ist. DJ Thomas Patsch hat die Platten, Franz Dobler moderiert.

    Um auf den Abend einzustimmen, haben Franz, Thomas und ich ein Video produziert. Wir hatten dabei einen entspannten und gar nicht langweiligen Nachmittag. Der Clip war schnell im Kasten. | Thomas weiß jetzt, wie er seinen CD-Player bedienen muss. | Franz freute sich diebisch über die vielen Plattenschätze. | Unser Dank gilt Anette, die ihren braunen Teppich zur Verfügung gestellt hat.

  • Brilliante Stimmen aus Israel

    Brilliante Stimmen aus Israel

    Silent House of Prayer. Tonaufnahmen in Gotteshäusern. Neunte Station von AiR Reinhard Gupfinger in der Synagoge. |

    Man kann sie nicht einfach betreten. Erst, wenn der Türöffner von innen betätigt wird, ist der Eingang in die Synagoge möglich. Männer sind angehalten, eine Kopfbedeckung zu tragen. Dies gilt auch für Nichtjuden. Die traditionelle Kopfbedeckung ist eine Kippa – ein Käppchen. Man kann aber auch einen Hut oder eine Mütze nehmen. In liberalen Synagogen beten Frauen und Männer zusammen, in orthodoxen getrennt. Die Frauen der Augsburger Synagoge beten auf der Empore. An diesem Tag ist aber kein Gottesdienst, sondern ein Konzert. Also nehmen alle Gäste in den Holzbänken im unteren Bereich des prächtigen Kuppelbaus Platz. Grüngoldenes Mosaik, aufwändige Maßwerkfenster, der doppelte Fensterkranz der Kuppel und vier Kugellampen aus Messing sind zu sehen – byzantinische und orientalisierende Details mit Anregungen aus der jüdischen Renaissance. Es ist recht dunkel.

    Zunächst spielt die Klezmerband Feygele aus ihrem rasanten Repertoire. Aber vor allem die brillianten Stimmen des Ella Ensembles aus dem Musikkonservatorium in Kamiel in Israel haben es uns angetan. Sie singen unter der Leitung von Miriam Sade ergreifende israelische Lieder und Stücke in deutscher, russischer und spanischer Sprache. Ihre Musik ist wie geschaffen für den Kuppelraum. Leider ist der Genuss viel zu schnell vorbei. Die Veranstaltung wird im Anschluss wiederholt und das Publikum ist angehalten, rasch den Saal zu verlassen und Platz für die nachfolgenden Gäste zu machen. Reinhards Styroprokopf mit den Mikros auf den Ohren hat unglaubliche Klänge eingefangen. Sie werden im August im Kulturhaus Abraxas präsentiert.

    Veröffentlicht bei a3kultur.

  • Zur Ehre der Rose

    Zur Ehre der Rose

    Silent House of Prayer. Tonaufnahmen in Gotteshäusern. Achte Station von AiR Reinhard Gupfinger in der St.-Gallus-Kirche. |

    Etwas versteckt an der Stadtmauer im Domviertel befindet sich das nur 60 Quadratmeter große St.-Gallus-Kirchlein. Domkapitular Armin Zürm ist mit seinen Ministrant*innen schon vor Ort. Er hat zur Maienandacht eingeladen. Seine jungen Helfer*innen dürfen die Glocke bedienen. Sie ist mit Hand zu betätigen und das bedeutet ein gutes Stück Arbeit. Die Kinder machen sie mit Begeisterung, nachdem der Chef ihnen gezeigt hat, wie es geht.

    Der Gebetsgottesdienst ist der Mutter Gottes gewidmet. Die Kinder schmücken den Altar mit Rosen. Die Rose ist ein Symbol für Maria, der Königin des Himmels und der Erde. Es ist eine ganz schlichte Zermonie, die vor allem durch die Gebete der Gläubigen ihren besonderen Klangcharakter bekommt. Die Tonaufnahmen finden Eingang in das Soundprojekt von Reinhard und bekommen ihren gleichberechtigten Platz neben den anderen Klängen aus den Glaubensgemeinschaften.

    Veröffentlicht bei a3kultur.

  • Lebendes Weltkulturerbe

    Lebendes Weltkulturerbe

    Silent House of Prayer. Tonaufnahmen in Gotteshäusern. Siebte Station von AiR Reinhard Gupfinger in der Alevitischen Gemeinde. |

    Im Gemeindezentrum in Lechhausen finden Gebetsabende und Kulturveranstaltungen statt. Wir sind heute zu einem Seminar mit dem sehr bekannten und geschätzen Dertli Divani eingeladen. Vor allem den jungen Gläubigen möchte der Gelehrte (Baba) die Bedeutung der alten Lieder nahe bringen und damit die nicht aufgeschriebene Geschichte der Aleviten vermitteln. Dertli Divani hat für seine Arbeit den Titel »immaterielles Weltkulturerbe« erhalten. Damit das weltweit vorhandene traditionelle Wissen und Können erhalten bleibt, hat die UNESCO 2003 das Übereinkommen zur Erhaltung solchen Kulturerbes verabschiedet.

    Gäste aus ganz Bayern treffen nach und nach im Gebetsraum ein. Sie rücken Sitzkissen zurecht und platzieren sich im Kreis. Männer, Frauen, Kinder. Wir sind mit Reinhards Styroporkopf samt Mikrofonen mitten drin. Als Beitrag zum Hohen Friedensfest werden die Tonaufnahmen gleichberechtigt neben Klängen aus anderen Religionsgemeinschaften bei einer Veranstaltung im August zu hören sein.

    Zwölf Imame sind im Alevitentum heilige Personen und zwölf Kreissegmente weist der Teppich auf. »Gegen die Wand zu beten ist nicht unser Anliegen, sondern unser Anliegen ist gegen das Antlitz zu beten und das ist der Mensch«, lautet ein türkisches Sprichwort. Zwölf Musiker*innen sind anwesend. Aleviten transportieren ihr gesamtes religöses Wissen über Musik. Die Saz, ein Lauteninstrument, auch Baðlama genannt, gehört zu ihrer Kultur wie die Orgel in einer christlichen Kirche. Die alevitische Religion will den Menschen emotional eine Heimat geben, um Hoffnung zu tanken. Dabei spielt die Musik eine entscheidende Rolle. Die Saz viel mehr als nur ein Instrument. Sie ist der »Koran der Saiten«. Es sind melancholische Klänge in denen eine Sehnsucht nach einer besseren Welt mitklingt. Es sind Erinnerungen an gemeinsames Leid und die Unterdrückung der Aleviten durch die türkische Staatsmacht. Im Osmansichen Reich galten sie jahrhundertelang als »Ungläubige«. Daher wanderten viele türkische Aleviten besonders in den sechziger und siebziger Jahren nach Deutschland aus. Die Aleviten sind heute mit mehr als 500.000 Angehörigen die drittgrößte Religionsgemeinschaft in Deutschland.

    Die Jugendlichen tanzen als eine andere Form des Gebetes. Im Takt der zwölf Sazinstrumente bewegen sie sich im Kreis wie die Planeten um die Sonne. Das symbolisiert nicht nur die Bewegung der Erde, sondern auch die ständige Bewegung der Natur. Das Seminar geht nach zwei Stunden mit einer Aussprache, an der sich einige Gemeindemitglieder mit Wortbeiträgen beteiligen, zu Ende. Auch wenn wir von dem Gesprochenen nichts verstehen konnten, begreifen wir doch, dass es eine große Verbundenheit unter den Gemeindemitgliedern gibt.

    Veröffentlicht bei a3kultur.

  • Hearing and obeying

    Hearing and obeying

    Silent House of Prayer.Tonaufnahmen in Gotteshäusern. Sechste Station von AiR Reinhard Gupfinger in der Church of Pentecost.

    »Gottes Wort hören und befolgen«. Diese Worte stehen auf dem Transparent, das am vorderen Ende des Gemeindesaals der Church of Pentecost hängt. Bei unserer Ankunft in dem religiösen Zentrum in Stadtbergen in der Pfingstgemeinde ist gerade die Bibelstunde im Gange. Bald darauf geht sie in den Gottesdienst über. Aus Gebeten werden Gesänge, ausgelassene Freudentänze und ein Lachen, wie man es wohl kaum von einer anderen Religionsgemeinschaft kennt. Die Gläubigen, viele sehr junge Leute und Kinder, grooven sich immer mehr ein und preisen Gott unablässig. Sie sind im Dialog mit dem Priester. Heute ist »Men`s-Day« und die Kinder haben spezielle Danksagungen wie »We love you all!« für die Männer vorbereitet. Jedes Kind wird für seinen Spruch mit einem tosenden Beifall belohnt. Auch wir werden in den Bann gezogen und herzlich umarmt.

    Veröffentlicht bei a3kultur.