Silent House of Prayer. Tonaufnahmen in Gotteshäusern. Neunte Station von AiR Reinhard Gupfinger in der Synagoge. |
Man kann sie nicht einfach betreten. Erst, wenn der Türöffner von innen betätigt wird, ist der Eingang in die Synagoge möglich. Männer sind angehalten, eine Kopfbedeckung zu tragen. Dies gilt auch für Nichtjuden. Die traditionelle Kopfbedeckung ist eine Kippa – ein Käppchen. Man kann aber auch einen Hut oder eine Mütze nehmen. In liberalen Synagogen beten Frauen und Männer zusammen, in orthodoxen getrennt. Die Frauen der Augsburger Synagoge beten auf der Empore. An diesem Tag ist aber kein Gottesdienst, sondern ein Konzert. Also nehmen alle Gäste in den Holzbänken im unteren Bereich des prächtigen Kuppelbaus Platz. Grüngoldenes Mosaik, aufwändige Maßwerkfenster, der doppelte Fensterkranz der Kuppel und vier Kugellampen aus Messing sind zu sehen – byzantinische und orientalisierende Details mit Anregungen aus der jüdischen Renaissance. Es ist recht dunkel.
Zunächst spielt die Klezmerband Feygele aus ihrem rasanten Repertoire. Aber vor allem die brillianten Stimmen des Ella Ensembles aus dem Musikkonservatorium in Kamiel in Israel haben es uns angetan. Sie singen unter der Leitung von Miriam Sade ergreifende israelische Lieder und Stücke in deutscher, russischer und spanischer Sprache. Ihre Musik ist wie geschaffen für den Kuppelraum. Leider ist der Genuss viel zu schnell vorbei. Die Veranstaltung wird im Anschluss wiederholt und das Publikum ist angehalten, rasch den Saal zu verlassen und Platz für die nachfolgenden Gäste zu machen. Reinhards Styroprokopf mit den Mikros auf den Ohren hat unglaubliche Klänge eingefangen. Sie werden im August im Kulturhaus Abraxas präsentiert.
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