Er ist der bessere Knoblauch, denn Bärlauch hat ein ähnliches Aroma wie sein Verwandter, die gleichen gesundheitlichen Vorteile und verursacht nach dem Verzehr keine unangenehmen Gerüche. Ab März recken sich die zarten Blättchen aus dem Boden, die bald um die 20 Zentimeter groß sind, hellgrün leuchten und duften. Eigentlich ist Bärlauch recht einfach zu kultivieren. Sogar im Blumentopf auf der Fensterbank oder im Balkonkasten ist der Anbau möglich. In meinem Schrebergarten versuche ich seit geraumer Zeit ihn anzusiedeln, was bisher nur mäßig gelingt. Wer sich Bärlauch in den Garten holt, sollte eigentlich gefasst sein, dass sich die wilde Zwiebel gern schnell breit macht – und zwar Jahr für Jahr um das Zehnfache, wenn die Voraussetzungen stimmen. Bei mir will er nicht recht wachsen. Neidisch schaue ich über den Zaun zur Gartennachbarin, die einen ganzen Teppich davon besitzt. Sie schwärmt davon, wie sie ihn für Dip-Saucen, Pesto oder ganz allgemein als Gemüse in der Frühjahrsküche verwendet. Sie erntet reichlich von März bis Mai und stellt Bärlauchbutter her, die sie einfriert und so das ganz Jahr über einen Vorrat hat. Denn, schon ab Mai beginnt der Bärlauch zu blühen und die Blätter verlieren langsam ihr Aroma. Wie alle Liliengewächse zieht er sich im Frühsommer in die Zwiebel zurück.
Wie der Knoblauch hat auch Bärlauch eine senkende Wirkung auf den Cholesterinspiegel. Die Blutgefäße soll er vor Verkalkung schützen und die Fließeigenschaften des Blutes verbessern. Manche behaupten, dass sie nach seinem Genuss besser denken können. Das werde ich beobachten. Auf jeden Fall enthält Bärlauch ätherische Öle und Spurenelemente sowie Vitamin C und die schwefelhaltige Substanz Alliin. Sie oxidiert beim Kontakt mit Sauerstoff zum medizinisch wirksamen Allicin, einem natürlichen Antibiotikum gegen Bakterien und Pilze. Damit es frei wird, soll man Bärlauch immer schneiden oder hacken.
Die Pflanze wächst abseits vom Kleingarten vor allem an schattigen Plätzen in Laubmisch- und Buchenwäldern oder an Flussufern. Aber Achtung! Bärlauch hat gleich drei gefährliche Doppelgänger: das Maiglöckchen, die Herbstzeitlose und als junge Pflanze den Aronstab. Alle sind giftig, wobei der Verzehr der Herbstzeitlosen tödlich enden kann. Normalerweise kommen Maiglöckchen später und an anderen Orten wie der Bärlauch aus dem Boden – doch das ist nur ein relativer Schutz! Die Herbstzeitlose kann sogar direkt neben dem Bärlauch wachsen, meistens am Rand, seltener in der Mitte der Bestände. Wichtig ist daher, die Blätter zu unterscheiden: Beim Bärlauch kommt jedes Blatt an einem eigenen Stiel aus dem Boden, während die Rosette der Herbstzeitlosenblätter ohne Stiele direkt aus dem Boden wächst. Bärlauch hat außerdem einen eindeutigen Geruch, der sich entfaltet, wenn man die Blätter reibt. Das bayerische Verbraucherschutzministerium empfiehlt, auf das Sammeln lieber zu verzichten, wenn man Bärlauch nicht eindeutig zu erkennen vermag. Schließlich ist das aromatische Küchenkraut auch im Gemüsehandel oder auf dem Wochenmarkt erhältlich.
Weil meine eigene Ernte auch in diesem Jahr nicht viel hergibt, werde ich mich aufmachen und den wilden Bruder in der freien Natur sammeln. Gar nicht weit entfernt, im Buchenwäldchen neben einem Seniorenstift – mein geheimer Platz mitten in der Stadt.
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Erstellt für die Kolumne »Gartenstadt« von a3regional.de.