Autor: susannethoma

  • Forum Interkultur: Ein neues Wir

    Forum Interkultur: Ein neues Wir

    Mehr als 50 Interessierte trafen sich in der Kresslesmühle, um sich über «Asylkultur» auszutauschen. «Viele Kulturschaffende tragen dazu bei, dass Geflüchtete nicht nur auf eine anfängliche Willkommenskultur treffen, sondern auch ins gesellschaftliche Leben mit eintauchen können», so Reiner Erben, Referent für Umwelt, Nachhaltigkeit und Migration zu Beginn. Alle gesellschaftlichen Bereiche müssten sich künftig damit beschäftigen, dass mehr Menschen aus anderen Kulturen kommen und das Forum Interkultur könne einen wichtigen Beitrag leisten, die Debatte voranzubringen. Michael Hegele, Projektleiter Interkultur sieht genau hierin die Herausforderung. Lange wurde seiner Meinung nach in unserer Gesellschaft nicht darüber gesprochen, wer wir sind, wer dazu gehören soll und wer nicht. Er möchte gezielt Kulturschaffende mit der Verwaltung und gesellschaftlichen Gruppen unserer Stadt zusammenbringen, um ein «neues Wir» auszuhandeln. Er bezieht sich dabei auf Björn Bickert, der an diesem Abend als Referent vorgesehen war und leider kurzfristig absagen musste. «Migranten und Nicht-Migranten haben gemeinsam dieses wunderbare Bild von den helfenden Deutschen kreiert. Ein neues Wir», sagte Bickert kürzlich in einer Rede. Seit vielen Jahren beschäftigt sich der Theatermacher und Autor mit dem gleichberechtigten, demokratisch gestalteten Zusammenleben in einer Einwanderungsgesellschaft, wie wir sie sind. In einem Prozess der Beratung, Entwicklung und Gestaltung versucht der Künstler zusammen mit Mitarbeiter*innen der Münchner Kammerspiele das städtische Theater auf allen Ebenen des Betriebs für den Themenkomplex Flucht, Ankunft und Asyl zu öffnen. «Munich Welcome Theater» nennt sich das Projekt.

    Wir erinnern uns: Im Sommer diesen Jahres hat Bundespräsident Joachim Gauck gemahnt: «Hören wir auf, von ,wir’ und ,denen’ zu reden. Es gibt ein neues, deutsches ,Wir’, die Einheit der Verschiedenen.» Der Rat für Migration, ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich mit Fragen der Zuwanderung und Integration befassen, hat sich ähnlich geäußert: «Wir brauchen ein neues pluralistisches Leitbild für Deutschland. Es ist wichtig, dass wir den Begriff ‚Wir Deutsche‘ neu definieren. Wie kann die neue Gesellschaft aber funktionieren, wenn es nicht mehr die eine Mehrheit, die eine Leitkultur, die eine Religion gibt? Was können Künstler und Kulturschaffende sowie Vereine in Augsburg zu einem Aushandlungsprozess darüber beitragen? Diese Fragen sollen nun in einer neuen Auflage des Forums Interkultur bearbeitet werden.

    Farhad Sidiqi, Sänger und Kulturmacher und Ester Völk, Choregrafin und Tänzerin, schilderten an diesem Abend eindrücklich, wie sie Deutschland nach ihrer Ankunft erlebt hatten. Für beide war es ein Wendepunkt, als sie mit dem Grandhotel Cosmopolis in Kontakt kamen und dort auf Menschen trafen, die sich für sie interessierte, die sie stützten und motivierten. Das kreative Umfeld war für beide sehr bedeutend. Viele andere Beispiele aus dem Jungen Theater, der Werkstatt Solidarische Welt, dem Kültürverein, dem Fußballverein Türkspor oder der Initiative VOLLDABEI belegten bei diesem Treffen, wie ersthaft und gleichzeitig kreativ die Akteure auf die großen Veränderungen reagieren, die durch den vermehrten Zuzug von Flüchtlingen entstehen. Das «neue Wir» war spürbar. Ein guter Start für das neue Forum Interkultur, das sich das nächste Mal im März 2016 treffen wird.

    Veröffentlicht bei a3kultur.

  • VOLLDABEI KunstCAMP

    VOLLDABEI KunstCAMP

    Dieses Wandbild habe ich während unseres CAMPs in der Asylunterkunft Calmbergstraße erstellt. Zusammen mit Bewohnern haben wir zwischen dem 30. Oktober und 7. November einen Flurabschnitt renoviert und gestaltet. Zum Abschluss kam Claudia Roth vorbei und war nicht schlecht erstaunt, was wir geschaffen hatten. Von jetzt an heißt die Unterkunft “Das bunte Haus.”

  • Flüchtlinge in der Calmbergstraße

    Flüchtlinge in der Calmbergstraße

    Wenn neue Unterkünfte für Flüchtlinge eröffnet werden, sind die Anwohner_innen meist wenig begeistert, weil sie eine erhöhte Kriminalität fürchten. Polizeiliche Statistiken besagen, dass das völlig unzutreffend ist. A-TV hat mich befragt, wie die Situation in der Calmbergstraße ist. Die aufgebrachten Anwohner habe ich aus dem Video entfernt.

    Sendung bei A-TV am 27.102015, Video von Fabian Behrens

  • „Wir sind das Web“ mit Nina Oberländer

    „Wir sind das Web“ mit Nina Oberländer

    Als Online-Redakteurin an der Bremer Volkshochschule ist Nina Oberländer dort Vorkämpferin für das Digitale. Weil sie schon in vielen Ländern dieser Welt gelebt hat, denkt sie deswegen seit jeher vernetzt. Kommunizieren und Lernen sind für sie die wesentlichen Elemente des Internets und sie fühlt sich dort zuhause. Nina Oberländer hat den Onlinekurs „IchMOOC“ mitkonzipiert und durchgeführt. Dabei handelt es sich um einen „Massive Open Online Course“, also eine besondere Art von Bildungsveranstaltung mit großer Teilnehmendenzahl. In dem „IchMOOC“ ging es darum die eigene Online-Identität zu gestalten und für persönlichen Ziele zu nutzen.

    Musik: Löhstana, Demain je change de vie

  • Ost-West-Dialog

    Ost-West-Dialog

    Am 23. und 24. Juli fand im Fugger und Welser Erlebnismuseum die Akademie OST-WEST-Dialog als Teil des Artist-in-Residence-Projektes „Welcome in der Friedensstadt“ statt. Künstler*innen, Politiker*innen und Wirtschaftsvertreter*innen aus Serbien tauschten sich aus. Götz Beck (Geschäftsführer der Regio Augsburg Tourismus GmbH), Biljana Celik-Jeftic (Vize-Konsulin Republik Serbien), Dr. Volker Ulrich (MdB) und Michael Bernicker (Initiator Hoher Weg) begrüßten die Gäste.

    Mehrere Gesprächsrunden standen auf dem Programm:
    + Deutschland – Serbien: Brennpunkt europäischer Politik – Chancen und Risiken.
    + Grenzüberschreitend leben
    + Krieg, Krise, Kunst
    + Utopie des Friedens: Inwiefern beeinflusst histrorisches Wissen die Arbeit der Gegenwart?

    Es war ein wirklich gelungenes und hochkarätig besetztes Akademieprogramm. Am Abend des ersten Tages feierten die Teilnehmer*innen im schönen Innenhof des Fugger und Welser Erlebnsimuseums und hatten die Möglichkeit zum ausgiebigen Netzwerken.

  • Wo Frauen nichts Wert sind!

    Wo Frauen nichts Wert sind!

    Als Beitrag zum diesjährigen Hohen Friedensfest lud ich Maria von Welser, TV-Journalistin und Gründerin der ZDF-Sendung ML Mona Lisa nach Augsburg ein. Sie stellte ihr Buch „Wo Frauen nichts Wert sind“ vor und berichtete von ihren Reisen nach Indien, Afghanistan und Kongo, den weltweit gefährlichsten Ländern für Frauen. Die Veranstaltung wurde durch ein breites Netzwerk an Organisationen möglich: Transition Town Augsburg in der Lokalen Agenda 21, Friedensbüro und Gleichstellungsstelle der Stadt Augsburg, Arbeitsgemeinschaft Augsburger Frauen, Landeskirchliche Gemeinschaft.

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    Bericht in der Augsburger Allgemeinen vom 04. August 2015

    Frau sein ist gefährlich

    Maria von Welser stellte ihr Buch über Frauenschicksale in Afghanistan, im Kongo und in Indien vor. Doch auch in Augsburg leben nicht alle Frauen in Frieden. Von Stefanie Schoene

    Bei den Vereinten Nationen gibt es eine Negativrangliste über die Länder, in denen es am gefährlichsten ist, als Frau geboren zu werden. Ganz oben steht Indien, gefolgt von Afghanistan und Kongo. Maria von Welser, TV-Journalistin und Erfinderin des Formats Mona Lisa, ging den Zahlen nach, reiste in die Regionen, sprach mit Frauen, Selbsthilfeorganisationen, Politikerinnen, Journalistinnen vor Ort und gab dem Grauen Namen und Gesichter. Im Rahmen des Programms zum Friedensfest stellte sie auf Einladung mehrer Vereine ihr Buch „Wo Frauen nichts wert sind“ vor.

    Sie schildert das Leben zweier 14-Jähriger, die in Kabul ihren Traum vom Schulbesuch träumen, aber vermutlich – so von Welser – in Kürze von ihren Vätern gegen eine Kuh oder für 6000 Dollar an einen Mann verkauft werden. Sie besucht ein Frauenzentrum in Parwan, deren Mitarbeiterinnen ihre meiste Arbeitszeit dafür verwenden, die werdenden Väter zu überreden, dass die Frauen ihre mangelernährten Kinder ins Zentrum bringen und pflegen dürfen. Sie ging in ein Projekt, in dem Kinder aus den 35 Flüchtlingslagern rund um Kabul Lesen und Schreiben lernen – Mädchen dürfen hier nur teilnehmen bis sie zwölf Jahre alt sind. Von Welsers Hoffnungen liegen auf einzelnen Frauen wie dem Boxerinnenverein, der Radiojournalistin und vor allem auf den 30 Beraterinnen, die die Ehefrau des afghanischen Ministerpräsidenten Ashraf Ghani ihrem Mann zur Seite gestellt hat.

    Die weltweite Gewalt gegen Frauen gleiche einem systematischen Vernichtungsfeldzug, so von Welsers Fazit. Auch Augsburg sei hier nicht ausgenommen, wie Soni Unterreithmeier von der Frauenhilfsorganisation Solwodi berichtet. Derzeit betreut der Verein ein junges Mädchen, das hier aufwuchs, aber im Sommer von ihren Eltern in der Türkei verheiratet werden soll. Solwodi betreibt bundesweit sieben Frauenhäuser und ist in Augsburg besonders im Rotlichtmilieu aktiv. „Hier gibt es Zwangsprostitution, weil es die Nachfrage gibt. Wieso ist unsere Gesellschaft immer noch der Meinung, dass Männer Frauen zur Verfügung haben müssen? Es ist dasselbe Denken, das den Gewaltexzessen in anderen Ländern zugrunde liegt“, kritisiert Unterreithmeier. Im Flüchtlingsbereich zeige sich inzwischen auch Handlungsbedarf: „Viele Frauen, die es hierher schaffen, haben unterwegs und zu Hause Gewalt von Männern erlebt. Sie müssen in eigenen Schutzräumen wohnen können. Da sind wir zusammen mit der Stadt dran.“

    „Wo Frauen nichts wert sind – vom weltweiten Terror gegen Mädchen und Frauen“, Ludwig Verlag, 320 Seiten, 19,99 Euro.

  • Auf dem Weg zum Tatort

    Auf dem Weg zum Tatort

    So lautet der Titel einer Ausstellung von serbischen Künstler*innen, die in der Galerie im Höhmannhaus ausstellen. Am Abend des 24. Juli 2015 fand die Vernissage der Werke von Selman Trtovac und diSTRUKTURA: Milan Bosnic und Milica Milicevic statt. Die Werke setzen sich mit der Utopie des Friedens auseinander. Zu Beginn begrüßte Kurator Dr. Thomas Elsen die Gäste. Für die musikalische Untermalung des Abends sorgte der Schriftsteller, DJ und Journalist Franz Dobler.

    Zwischen Juni und August 2015 besuchten die Künstler*innen Augsburg, um Stadt und Region kennenzulernen und vor Ort Kunst zum Thema „Konfliktpotenzial Religion und die Utopie des Friedens“ zu schaffen und waren somit Teil des Artist-in-Residence-Projektes Welcome in der Friedensstadt.

  • Schwarze Liste – Exilhaus

    Schwarze Liste – Exilhaus

    Gut dran war, wer gültige Reisepapiere und genügend Dollars hatte. Die Zuschauer*innen erhielten Laufzettel, auf denen vermekrt war, sich zu bestimmten Uhrzeiten in bestimmten Räumen einzufinden: Verhörraum, Massenunterkunft, Dachwohnung. Manche bekamen die Aufgabe einen Asylantrag zu stellen. Immer wieder wurde man aufgefordert den steckbrieflich gesuchten Georg Büchner zu denunzieren. Das Exilhaus war eine Versuchsanordnung, in der die Beklemmungen von Flüchtlingen nachvollzogen werden konnten. Das Projekt des Semsemble-Theaters ließ die Zuschauer*innen mitspielen. Verunsicherungen waren beabsichtigt, man sollte sich als Bittsteller*in, als Exilant*in fühlen in einer absurden Welt, in der Macht ausgespielt wird. Das ungewöhnliche Konzept des Abends war eine Gemeinschaftsarbeit von Gianna Formicone, Anne Schuester, Nora Schüssler und Sebastian Seidel. Student*innen der Augsburger Hochschule hatten in wochenlanger Arbeit die räumliche Atmosphäre geschaffen. 57 Mitwirkende waren mit dabei, um die Kulturfabrik für drei Vorstellungen im Februar 2015 zum Exilhaus werden zu lassen. Dazu zählten sieben Asylbewerber aus Nigeria, Indien und Afghanistan, die als Wachmänner die Passkontrollen durchführten. Erinnerungen der Dichterin Mascha Kaléko wanderten als Geister umher, um sie immer wieder in ihrer Dachwohnung heimzusuchen. Ich war eine dieser Erinnerungen und konnte so an dem großartigen Projekt mitwirken.

  • Die Toleranzmaschine

    Die Toleranzmaschine

    Bei unserem zweiten Workshop “Die Stadt verwandeln” im März 2015 waren Tine und Marc besonders produktiv und haben an dem Zuwachs an Toleranz gearbeitet. Holger hat es im Bild festgehalten und ich habe daraus einen Clip produziert.

  • Rolser-Kultur auf dem Mercado de Alicante

    Rolser-Kultur auf dem Mercado de Alicante

    Völlig geflashed war ich von den vielen unterschiedlichen Modellen von Einkaufstrolleys im spanischen Alicante. Man könnte meinen, die ortsansässige Firma Rolser hat jedem Haushalt ein Gefährt gesponsort. Ich kannte sie bisher nur im Schottenmuster und in düsteren Farben. Obwohl sie sehr praktisch sind, werden sie bei uns nicht so häufig benutzt. Wahrscheinlich, weil man sie für altmodisch hält und sie einen alt aussehen lassen. In Spanien sind sie dagegen ein fester Bestandteil der Alltagskultur. Sehr interessant ist auch, dass sich die Supermärkte darauf eingestellt haben und im Eingangsbereich ein System vorhalten, an die die Geschosse angeschlossen werden können. Wenn sich so ein Trolley ans Fahrrad hängen ließe, könnte ich es mir überlegen, einen anzuschaffen.

    (Musik: El nino del parking)