In einer Dauerausstellung thematisiert das Jüdische Museum Augsburg
Schwaben die lange und wechselvolle Geschichte der Jüdinnen und Juden in
Bayerisch-Schwaben. Die inhaltliche Ausrichtung soll sich nun wandeln:
weg von der Präsentation von »dem« Judentum und »der« jüdischen
Religion hin zu pluralen Ansätzen, die die Vielfalt jüdischer
Lebenswirklichkeiten als Minderheit in einer Mehrheitsgesellschaft
erzählen. Dabei kommt es Museumsleiterin Barbara Staudinger unter
anderem darauf an, dass in Bezug auf die Shoa und den 2. Weltkrieg nicht
nur die Opfergeschichte, sondern auch die Tätergeschichte erzählt
wird. Es geht darum, das Narrativ der jüdischen Opfer zu brechen und
andere Perspektiven auf Jüdinnen und Juden zuzulassen. Zusammen mit dem
Schriftsteller Max Czollek habe ich mich mit Barbara Staudinger im
Museum getroffen, um zu erfahren, was dahinter steckt. »Jüdinnen und
Juden – hört auf, im deutschen Gedächtnistheater mitzuspielen,
emanzipiert euch von der Rolle!«, sagt Max Czollek. »Desintegriert
euch!«